PERSEUS UND ANDROMEDA


14. srpna 2023, autor Eva,



 

„Du wirst durch die Hand deines Enkels sterben,“ lautete das Orakel der delphischen Pythia.

König Akrisios war fassungslos und beschloss, dass seine Tochter nie Kinder haben sollte! Denn wenn er keine Enkelkinder hätte, dann könnte sich auch die Prophezeiung nicht erfüllen. Er befahl den Sklaven, die heranwachsende Danaë in einen Bronzeturm zu sperren und streng zu bewachen. Niemand sollte zu ihr gelangen.

Allerdings war das Gefängnis kein Hindernis für den notorischen Schürzenjäger Zeus, den die zierliche Danaë und ihr trauriges Schicksal nicht kalt ließen. Er drang in Form von goldenem Regen in den Turm ein und zeigte sich erst hier in seiner göttlichen Gestalt. Als er sich ihrer bemächtigte, wehrte sich Danaë nicht. Sie wusste, dass dies der Weg zu ihrer Befreiung sein würde.

„Wie ist das möglich? Wie konnte jemand zu ihr durch die Gitterstäbe dringen?“ raste ihr Vater, als die Sklaven ihn über die Geburt seines Enkels informierten.

„Bringt beide sofort zu mir,“ befahl er.

„Wer ist der Vater des Kindes, du verräterische Schlampe?“ herrschte er seine Tochter an.

„Perseus ist ein Sohn des Zeus,“ antwortete Danaë spöttisch.

Akrisios war fassungslos. Er zögerte, den Nachkommen des Gottes mit eigener Hand umzubringen. Er ließ daher eine riesige hölzerne Truhe anfertigen, steckte Mutter und Kind hinein, ließ den Kasten zunageln und ins Meer werfen. Er hoffte, dass beide ertrinken würden.

Perseus war jedoch nicht dazu bestimmt, schon in der Kindheit zu sterben. Auf der Insel Seriphos zog der Fischer Diktys die Truhe aus dem Meer. Als er den Deckel öffnete und zwei lebende Menschen in der Kiste fand, war er sehr überrascht. Und als er erfuhr, dass es sich um die Prinzessin von Argos und ihren Sohn handelte, führte er die beiden Geretteten in den Palast des Königs Polydektes.

Dem Herrscher des Reiches fiel die Schönheit der jungen Frau sofort auf. Er verliebte sich in sie und machte ihr den Hof. Er offerierte ihr kostbare Geschenke und befahl den Poeten an seinem Hofe, für seine Angebetete Gedichte zu verfassen. Aber vergeblich, Danaë verweigerte sich ihm mit der stets gleichen Behauptung: „Meine Aufgabe hier auf der Erde ist es, meinen Sohn zu erziehen. Er wird mich rächen.“

Perseus wuchs zu einem stattlichen Mann heran und schützte seine Mutter vor dem zudringlichen König. Polydektes überlegte, wie er ihn loswerden und so freien Zugang zu seiner Begehrenswerten erhalten könnte. Daher dachte er sich eine Falle aus: Er veranstaltete ein Fest für die Reichen, auf dem er erklärte, er halte um die Hand der Prinzessin Hippodameia an. Und damit er nicht wie ein armer Teufel unter den wohlhabenden Gästen aussehen möge, bat er die Gäste, dass sie ihm anlässlich seiner Verlobung ein Pferd schenken sollten.

„Und du, Perseus, kommst du nicht auch?“ fragte er den verhassten Jüngling herausfordernd.

„Du weißt sehr gut, dass ich weder Geld noch Gold besitze, um dir damit ein Pferd mit zu finanzieren. Aber wenn du aufhörst, um meine Mutter zu buhlen, bringe ich dir den Kopf der Medusa,“ prahlte der betrunkene Perseus.

„Ausgezeichnet, das ist ein Geschenk, das eines Nachkommen der Götter würdig ist. Das würde mir mehr als alle Pferde dieser Welt gefallen,“ rief der König begeistert aus, auch weil sich Perseus genau nach seinen Vorstellungen verhielt.

Die Göttin Athena hatte dieses Gespräch mitgehört und klärte Perseus über die Medusa auf. Medusa war einst ein schönes Mädchen gewesen. Sie verliebte sich aber im Tempel der Athene in den Gott Poseidon, was die Göttin tödlich beleidigte. Sie nahm Medusa zwar nicht ihr schönes Gesicht, ersetzte aber ihre Haare durch ein Schlangenknäuel und verurteilte sie zu ewiger Einsamkeit. Jeder, der der Medusa ins Gesicht sah, erstarrte augenblicklich zu Stein. Als halb Schönheit halb Monster lebte Medusa in einer Höhle versteckt. Nur einige Vertraute wussten, dass sich Athena an der armen Frau bitter gerächt hatte.

Athena stellte sich vor Perseus und sagte: „Zum Kampf mit der Medusa brauchst du diesen Schild, der wie ein Spiegel glänzt. Du kannst in ihm alles sehen, was sich hinter deinem Rücken abspielt. Und weiter schenke ich dir auch diesen Helm, der dich unsichtbar macht.“

Perseus war auch ein Günstling des Gottes Hermes. Dieser eilte sofort mit seinen Geschenken herbei. Er widmete dem Perseus ein Schwert, das wie eine Sichel gekrümmt war und dessen Streich jedes anvisierte Ziel traf. Dazu gab es von Hermes noch ein Paar Flügelsandalen.

Hermes riet ihm: „Probier sofort die Sandalen aus. Flieg ins Königreich der Nacht, wo die drei Graien siedeln. Sie sagen dir, wo du Medusa findest.“

Perseus befolgte den göttlichen Rat und flog in das düstere, kaum zugängliche und unfreundliche Königreich der Nacht. Die drei Graien waren uralte Göttinnen, die sich gemeinsam ein einziges Auge teilten. Perseus wartete den Moment ab, in dem die eine Graie das Auge weiterreichte, sprang flink dazwischen und schnappte sich das Auge.

„Wer bist du, du niederträchtiger Wurm?“

„Elender.“

„Lump.“

„Bastard.“

„Das sollst du uns büßen!“

„Wir töten dich!“

Die drei alten Weiber schrien durcheinander. Blind taumelten und wankten sie in ihrer Höhle umher.

„Aber ihr könnt gar nichts,“ lachte Perseus:„Ohne Auge seid ihr blind.“

„Gib uns sofort das Auge zurück.“

„Mache ich, aber nur unter einer Bedingung.“

„Unter welcher?“

„Ich will wissen, wo ich die Medusa finde.“

„Medusa lebt in einer Höhle auf der Insel Gorgona,“ verrieten sie ihm.

 „Also fangt,“ sagte er und warf das Auge auf den Fußboden. Das Auge rollte durch den Raum.

Die Graien fielen auf den Boden und tasteten mit den Händen auf den Bodenbrettern umher. Als eine von ihnen das Auge schließlich fand und es einsetzte, war Perseus mit seinen geflügelten Schuhen schon längst unterwegs nach Gorgona.

Vor der Höhle, in der sich Medusa versteckte, setzte er sich seinen Helm auf, der ihn unsichtbar machte. Er trat ein. Das Innere sah wie ein Ausstellungssaal aus. Perseus schritt langsam an Statuen von versteinerten Unglücklichen vorbei. Die grässlichen Schlangen auf dem Kopf der Medusa spürten die Gefahr und fingen an zu zischen. Der unsichtbare Perseus konnte anhand der zischenden Schlangen in etwa abschätzen, wo sich Medusa gerade befand. Er wandte sich um, sah in seinen spiegelnden Schild und wich geschickt den Statuen, Felsvorsprüngen und Riesentropfsteinen aus.

Dann sah er die Medusa im Spiegelbild: Sie war wirklich bildschön. Nur die sich wild windenden Schlangen auf ihrem Kopf entstellten sie. Die Medusa sah keinen Eindringling, aber sie fühlte ihn. Sie stand vorsichtig auf und sah sich um. Als sie an dem Schild vorbei ging, hob Perseus das Schwert. Der genau gezielte Schlag trennte Medusas Kopf sauber ab. Er fiel zu Boden. Aus der offenen Wunde am Hals flog das geflügelte Pferd Pegasus heraus. Auch der Riese Chrysaor kam hervor – ein Nachkomme des Poseidon. Perseus steckte das abgetrennte Haupt der Medusa mit abgewandtem Blick in einen Sack und achtete sorgfältig darauf, nicht in ihre Augen zu blicken. Denn selbst nach dem Tod der Medusa blieb die Macht der Augen, Menschen in Stein zu verwandeln, erhalten.

Perseus zog wieder seine geflügelten Sandalen an und flog ins Reich des Königs Polydektes, um ihm das Geschenk zu überbringen. Aus dem Kopf der Medusa tropfte noch immer Blut heraus. In der libyschen Wüste entstand aus jedem Blutstropfen eine Schlange. Perseus wurde müde und machte in Nordwestafrika Rast. Titan Atlas büßte hier die Strafe für seine Rebellion gegen die Götter ab und stützte nun von hier aus das Himmelsgewölbe.

„Wer bist du?“ bellte er Perseus an.

„Ich bin Perseus, der Sohn des Zeus.“

„Verschwinde, hier hast du nichts zu suchen.“

„Warum?“

„Weil ich es dir befehle. Weg oder ich werde dich töten,“ schrie Atlas. Dann folgten einige schlimme Flüche. Aus einer Prophezeiung war es Atlas nämlich bekannt, dass ihm einst ein Sohn des Zeus Leid antun werde. Nun fürchtete er sich.

Perseus wusste nichts von dieser Prophezeiung und war gekränkt, wie schändlich Atlas ihn behandelte. Er zog den Kopf der Medusa aus dem Sack und zeigte ihn Atlas. Der erstarrte sofort zu Stein. Als Atlasgebirge erstreckt er sich noch heute über Marokko, Algerien und Tunesien.

Perseus stieg wieder auf und kreiste über Wälder, Flüsse und Klippen. Selig genoss er seinen Blick aus der Höhe und beneidete all jene Götter, die dies erleben konnten, wann immer sie wollten.

Beim Überflug über Äthiopien erblickte er an der Küste eine wunderschöne nackte Frau, die an einen Felsen gekettet war. Entsetzt starrte sie in Richtung Meer, das schäumte und brauste. Mit angestrengtem Blick konnte Perseus in der aufgewühlten und hochgehenden See ein riesiges Monster erkennen, das sich gerade in Richtung des hilflosen Opfers bewegte.

Perseus stieß vom Himmel herab und landete an der Küste. Als das Scheusal auftauchte, zückte er sein Sichelschwert und stach es in den Rücken. Das Ungeheuer wandte sich um und öffnete seinen abgrundtiefen Schlund, um ihn zu fressen. Perseus wich geschickt aus, doch der heftige Kampf tobte weiter. Perseus konnte dem riesigen Maul mit den scharfen Reißzähnen immer wieder entkommen, versetzte aber seinerseits dem Seeungeheuer einen Schlag nach dem anderen. Das Monster wurde immer schwächer und hauchte schließlich sein Leben aus.

Perseus kletterte auf den Felsen, schlug mit seinem scharfen Schwert die Ketten durch und ergriff die schöne Unbekannte. Das Mädchen schmiegte sich in Perseus Arme und versetzte auch ihn in eine elektrisierende Aufregung. Beide fühlten, dass sie für einander bestimmt waren.

 „Anmutiger Schatz, wer bist du?“ fragte er sie.

„Ich bin Andromeda, mein Vater Kepheus ist der äthiopische König,“ antwortete sie und wurde rot.

„Und warum warst du denn an den Felsen gekettet?“

„Meine Mutter Kassiopeia hat die Meeresnymphen beleidigt.“

„Wie denn das?“

„Sie behauptete, sie sei schöner als die Nymphen.“

„Und warum wurdest DU dafür bestraft?“

„So lautete das Orakel. Der König und die Königin mussten entweder ihre Tochter dem Meeresungeheuer opfern oder die Küstengebiete wären von dem Meeresungeheuer verwüstet worden.“

 „Und deine Eltern waren einverstanden, dich zu opfern?“ staunte Perseus.

„Mutter bat Poseidon, er möge sie an meiner Stelle nehmen, doch die Götter waren unerbittlich. So entschloss auch ich mich, darauf einzugehen, sonst wären viele unschuldige Menschen gestorben,“ erklärte Andromeda.

„Ja, ja, ich Unglückliche verursachte alles Leid. Ich danke dir, mutiger Retter,“ unterbrach sie eine schöne Frau. Sie warf sich vor Perseus auf den Boden und faltete dankbar ihre Hände. Sie war die Königin Kassiopeia.

„Alle deine Wünsche sind im Voraus schon erfüllt, du hast unser Reich gerettet,“ offerierte ihr Mann Kepheus, der inzwischen auch herbeigeeilt war.

Perseus lächelte, küsste Andromeda, die er weiter in seinen Armen hielt, und erklärte: „Ich will eure Tochter zur Frau.“

„Einen besseren Wunsch konntest du nicht haben,“ stimmte Kepheus zu.

„Und die Hochzeit feiern wir sofort,“ entschied Kassiopeia energisch.

Als das Hochzeitsfest in vollem Gange war, erschien Andromedas Onkel, Phineus, dem das Mädchen zuvor versprochen worden war. Phineus hatte jedoch nichts unternommen, um seine Verlobte zu retten. Er hatte nur furchterfüllt zugesehen, wie Andromeda an den Felsen gefesselt worden war, und gestammelt: „Gegen den Willen der Götter können wir nichts tun.“

Jetzt brachte er eine Soldatenhorde mit und forderte seine Rechte: „Andromeda ist meine Verlobte, ihr habt sie mir versprochen.“

„Du hast unsere Tochter wegen deiner Feigheit schön längst verloren,“ ließ ihn der Herrscher des Reiches abblitzen.

„Sie ist die Meine und du hast sie mir gestohlen,“ schrie Phineus und warf einen Speer in Richtung Perseus.

Perseus wich elegant aus und der Speer bohrte sich in die Wand hinter ihm. Jetzt brach ein Tumult aus. Die Soldaten des Phineus griffen Perseus an. Der trat langsam zurück und schwang dabei wie wild sein Schwert. Die Soldaten hatten Angst, sich ihm weiter zu nähern, weil ein Schwert, das mythische Monster besiegen konnte, auch leicht mit ihnen fertig würde. Die anderen Hochzeitsgäste, die nicht bewaffnet waren, zogen sich erschrocken in eine Ecke des Raumes zurück und konnten Perseus nicht unterstützen.

Doch der sprang mit einem Satz auf einen Tisch auf und schrie: „Andromeda, wirf mir meinen Sack zu.“

Andromeda warf ihrem Geliebten mit einem eleganten Schwung den Sack mit dem Haupt der Medusa zu. Der öffnete den Sack und meinte mit einem unheilvollen Lachen zu den tobenden Soldaten: „Und jetzt seht alle gut hin“. Er zog den Kopf aus dem Sack und präsentierte ihn den Eindringlingen.

Alle, auch Phineus, erstarrten zu Stein.

Nach dem Hochzeitsfest brach Perseus auf, um seine Rechnungen zu begleichen. Seine erste Reise mit den zauberhaften Flügel-Schuhen führte ihn auf die Insel Seriphos in den Palast des Königs Polydektes. Er kam gerade rechtzeitig. Der tückische König hatte nach dem Weggang des Perseus seiner Mutter verraten, dass er sie gar nicht heiraten wolle. Doch sollte sie ihm gleichwohl zu Willen sein.

Danaë flehte ihn an: „Gütiger König, gib mir bitte noch etwas Zeit. Ich kann mich nicht mit dem Weggang meines geliebten Sohnes abfinden und bin so traurig, dass ihn Medusa getötet hat.“

„Wenn der Tag der Ernte kommt, läuft auch deine Zeit ab. Und ich bekomme, was mir gehört,“ antwortete der gnadenlose König und lachte höhnisch.

Der Tag der Ernte kam und der König befahl den Sklaven, Danaë zu ihm zu bringen. Er war entschlossen, sie mit Gewalt zu nehmen.

Aber in der Tür erschien anstelle der anmutigen Danaë Perseus, der reserviert meinte: „Ich bringe das Geschenk, das ich dir versprochen habe.“

„Lügner, Medusa ist unbesiegbar,“ bellte der König zurück und gab seiner Wache den Befehl: „Führt den betrügerischen Prahlhans ab, ich mag ihn nicht mehr sehen.“

 „Willst du den Beweis sehen?“ fragte ihn Perseus kühl.

„Nun, so zeige doch, was du nicht hast,“ forderte ihn der hämisch grinsende König auf, denn er war davon überzeugt, dass Perseus log und es sich bei diesem Geplänkel nur um einen Nervenkrieg handelte.

Also griff Perseus in den Beutel hinein und zog den Kopf der Medusa heraus, richtete ihre stechenden Augen auf den König und bewies ihm so mit harten Fakten, dass er sein Versprechen erfüllt hatte. Auch der König erstarrte augenblicklich zu Stein.

Dann mischte sich Athena aus dem Götterhimmel wieder ein und forderte streng: „Gib mir meinen Helm und meinen Schild wieder zurück, du brauchst sie nicht mehr. Und gib mir auch den Kopf der Medusa, denn für einen Sterblichen ist er eine viel zu mächtige Waffe.“

Und so eilte auch Hermes herbei und forderte mit den Worten „Die brauchst du ja jetzt auch nicht mehr,“ die Rückgabe der geflügelten Sandalen.

Perseus dankte den Gottheiten und übergab die geliehenen Gegenstände. Den Kopf der Medusa gab er gern und ohne Protest ab. Er selbst hatte Angst vor seinen magischen Kräften und wusste, dass Athena in der Lage sein würde, diesen fürchterlichen Kopf so aufzubewahren, dass er keinen Schaden anrichten konnte.

Perseus reiste nun ohne Flügelsandalen weiter, begleitet von seiner Mutter Danaë. Ihre Schritte führten sie nach Argos, zum Sitz des Akrisios, der sie damals in die Truhe einsperrt und ins Wasser geworfen hatte. Der Großvater des Perseus ergriff, noch bevor seine Tochter und sein Enkel angekommen waren, die Flucht und ließ alles zurück. Perseus als sein rechtmäßiger Nachkomme, wurde nun der neue Herrscher des Reiches.

Als eine seiner ersten Amtshandlungen sandte er einen Boten aus: „Finde meinen Ahnen Akrisios. Sagt ihm, er solle nach Argos zurückkehren. Ich will keine Rache. Sein begangenes Unrecht sei ihm verziehen.“

 „Wie großzügig du bist, mein lieber Perseus. Du bist würdig, zu herrschen!“ sprach Akrisios und fiel vor Perseus auf die Knie, als der Bote den verschreckten einstigen Delinquenten zurückbrachte.

Auch Andromeda bezog Gemächer im königlichen Palast und sie lebte mit Perseus noch viele Jahre glücklich und zufrieden zusammen.

Die Prophezeiung, dass der ehemalige König Akrisios durch die Hand seines Enkels umkommen würde, erfüllte sich aber doch noch. Bei den sportlichen Spielen traf ihn ein von Perseus geworfener Diskus. Es war ein Unfall, doch der kostete dem einstigen König das Leben.

Perseus und Andromeda wurden nach ihrem Tod an den Himmel versetzt, dafür sorgte Zeus persönlich.

Auch Poseidon rückte einige mythische Gestalten ans Firmament. So die Königin Kassiopeia, der er ihre Prahlerei vergab. Die Meeresnymphen machten aber zur Bedingung, dass sich Kassiopeia in der Nähe des Pols befinden müsse. Nur so sei gewährleistet, dass sie jeweils die halbe Nacht mit dem Kopf nach unten verbringen müsse. Und nur so, meinten die Nymphen, lerne sie auch Ehrerbietung. Ihren Gatten Kepheus platzierte Poseidon ganz in der Nähe.

Obwohl das Seeungeheuer den Kampf gegen Perseus schmählich verloren hatte, belohnte es Poseidon: Es schimmert nun am Himmel als Sternbild Walfisch.

Das geflügelte Pferd Pegasus, das aus dem Hals der Medusa hervor gekommen war, trat in den Dienst des Helden Bellerophontes und gemeinsam vollbrachten sie noch viele Heldentaten. Ihre Berühmteste ist die Vernichtung der Chimäre, einem Mischwesen aus Löwe, Ziege und Schlange. Bellerophontes wollte mit Pegasus bis zu den Göttern auf den Olymp fliegen. Zeus bestrafte ihn für diese Unverfrorenheit und warf ihn noch über der Erde von seinem Flügelross. Pegasus setzte seine Flucht zu den Göttern alleine fort.

 

Varianten zum Sternbild Perseus

Andere Geschichtsforscher beschreiben die Geschichte ganz anders. Polydektes heiratete Danaë, nach der er sich sehnte, und Perseus wurde im Tempel der Athene erzogen. Als Akrisios erfuhr, dass seine Tochter Danaë und sein Enkel Perseus überlebt hatten, reiste er ihnen nach Seriphos nach. Er war entschlossen, Perseus diesmal selbst zu töten. Polydektes aber zwang Akrisios, seinen Plan zu ändern und Perseus nicht mehr nach dem Leben zu trachten. Akrisios musste es sogar schwören. Bald danach ertrank Polydektes mit seinem Schiff während eines Sturms. Bei den Begräbnisspielen, die zu seinen Ehren abgehalten wurden, traf Perseus Akrisios mit der Wurfscheibe an den Kopf und tötete ihn. Perseus kehrte an seinen Geburtsort Argos zurück. Hier jedoch regierte Proitos, der keinen Anspruch auf den Thron hatte und ihn gewaltsam erobert hatte. Perseus verwandelte ihn in Stein und wurde Herrscher von ganz Argos.

Zur Legende der Medusa gibt es ebenfalls verschiedene Quellen. Einige behaupten, dass sie ein schönes Mädchen war, das als Strafe Schlangen statt Haaren hatte. Andere Quellen meinen, Medusa sei schon immer eine schreckliche Missgestalt mit abscheulichen Zähnen, Flügeln und einem Echsenschwanz gewesen. Sie sei eine der drei Gorgonen-Schwestern gewesen – die einzig sterbliche.

Bilder zeigen die Medusa meistens mit einem ausgesprochen hübschen Gesicht. Dies betrifft Werke der Antike und des Mittelalters ebenso, wie neuzeitliche Illustrationen.

 

Die Sternkonstellation Perseus in anderen Kulturen

In der babylonischen Astronomie bildeten die Sterne des uns bekannten Sternbilds Perseus die Konstellation Alter Mann. Er war ein Schöpfer mit grauem Bart, der auf den babylonischen Tontafeln in Keilschrift im Zeitraum von 1000 vor Christus erwähnt wurde.

In der chinesischen Astronomie gehörten die Sterne im Sternbild Perseus zu mehreren Konstellationen: Das Sternbild Himmlisches Boot (Tiānchuán) symbolisierte Schiffe, die während der Fluten gebaut wurden, das Sternbild Angeschwollenes Wasser (Jīshuǐ) war mit großen Überschwemmungen Ende August und Anfang September verbunden und das Sternbild Großer Grabhügel (Dàlíng) kennzeichnete ein Hügelgrab, in dem hingerichtete Verbrecher begraben wurden. Der Stern Algol wurde „Aufgeschichtete Leichen“ (Tseih She) genannt und stellte einen Haufen der noch nicht begrabenen Leichen dar.

Alte hebräische Schriften verbinden den Stern Algol mit Adams erster Frau Lilith, die die Verkörperung des Bösen war und die Männer verführte, um ihnen die Vernunft zu rauben oder sie zu töten.

 

Die Sternkonstellation Andromeda in anderen Kulturen

Auf lateinisch hieß die Konstellation Mulier catenata, was eine gekettete Frau in der Übersetzung bedeutet.

In der traditionellen chinesischen Astronomie bildeten die Sterne α And (Sternbild Andromeda) und γ Peg (Sternbild Pegasus) das Sternbild Mauer (Pi-siou) und diese Mauer war die östliche Schanze des kaiserlichen Palastes. Der Stern γ And und dessen Umgebung bildeten das Sternbild Großer himmlischer General (Tchien-ta ťiang-ťün). Neun Sterne im Sternbild Andromeda und sieben Sterne im Sternbild Fische vereinten chinesische Astronomen ins elliptische geformte Sternbild Bein, das als Fuß eines Mannes oder eines wild lebenden Tieres verstanden werden kann. Im Nordteil der Konstellation Andromeda sahen die Chinesen den Himmlischen Stall (Tchien-ťiou). Das Sternbild Fliegende Schlange (Tcheng-še) bestand aus dem westlichsten Teil der Andromeda und aus den meisten Sternen im Sternbild Eidechse.

Hinduistische Legenden erzählen bei dem Sternbild Andromeda von einem wunderschönen an einen Felsen geketteten Mädchen, das Antarmada hieß. Die Ähnlichkeit zwischen den Namen Antarmada und Andromeda sowie die Ähnlichkeit mit der griechischen Mythologie lassen die Gelehrten vermuten, dass die hinduistischen und griechischen astronomischen Mythen eng verbunden waren.

In der babylonischen Astronomie gehörten die das Sternbild Fische bildenden Sterne und der mittlere Teil des Sternbilds Andromeda zum Sternbild der Göttin der Fruchtbarkeit, die unter dem Namen Anunitum oder Mutter der Menschheit bekannt war.

In Mesopotamien wurde das Sternbild Andromeda mit der Göttin Tiamat in Verbindung gebracht, die oft als fünfköpfiger Drache dargestellt wurde. Das berühmte mesopotamisch-altbabylonische Epos über die Entstehung der Welt Enûma Elîsch erzählt von der Göttin Tiamat, die das salzige Meer darstellt, und dem Gott Apsú, der das süße Wasser darstellt, aus deren Liebesverbindung alles Lebende und die nächste Generation von Göttern entstanden. Apsú fühlte sich von diesen Göttern bedroht und beschloss, sie zu vernichten, aber bevor er seinen Plan verwirklichen konnte, tötete der jüngere Gott Enki ihn. Tiamat zeugte danach alleine viele Dämonen, die sie in den Kampf gegen die jüngeren Götter schickte, um den Tod ihres Mannes zu rächen. Der Gott Marduk hieb sie in der Schlacht in zwei Hälften. Aus der oberen Hälfte schuf er den Himmel und aus der unteren Hälfte die Erde. Aus den Augen Tiamats entstanden die Quellen der Flüsse Euphrat und Tigris.

Die Araber nannten dieses Sternbild Fisch (al-Hut). Es bestand aus mehreren Sternen im Sternbild Andromeda und mehreren Sternen im Sternbild Fische.

Auf den Marshallinseln werden unsere Sternbilder Andromeda, Kassiopeia, Dreieck und Widder im Sternbild Schweinswal vereinigt. Helle Sterne der Andromeda stellen den Körper des Schweinswals, Kassiopeia dessen Schwanz und der Widder dessen Kopf dar.

 

Die Sternkonstellation Kepheus in anderen Kulturen

In der chinesischen Astronomie wurde α, η, θ, ξ, ι und ο des Sternbildes Kepheus als Sternbild Himmlischer Haken (Tiangou) bezeichnet. Die Sterne δ, ε, ζ, μ und ν südlich von Tiangou bildeten das Sternbild Zaofu, benannt nach einem legendären Wagenkutscher des Kaisers Mu Wang. Der Kaiser wollte die Pfirsiche der Unsterblichkeit im Paradies kosten und der tapfere Zaofu brachte ihn dorthin, womit er sich dessen Platz am Himmel verdiente.

Im nördlichen Teil des Sternbildes nahe der Grenze zu den Sternbildern Kassiopeia und Giraffe gibt es fünf Sterne, die die Sitze von fünf Himmelskaisern (Wudineizuo) bildeten. Diese Kaiser gelten als die Herrscher der fünf Himmelsrichtungen Norden, Süden, Osten, Westen und Mitte.

 

Die Sternkonstellation Pegasus in anderen Kulturen

Der Name des mythischen Pferdes Pegasus stammt von den Phöniziern, die als Seefahrer bekannt wurden und am Bug ihrer Schiffe ein geflügeltes Pferd mit Zaum – Pega Sus – führten. Auf den Gefäßen und Tontafeln der Hettiter, der Mesopotamier und der Etrusker kann man sehen, dass auch bei ihnen Pegasus Flügel besaß.

 

Sternbild Perseus

Perseus ist ein Herbst- und Wintersternbild. Wir können es von Juli bis April am Himmel sehen. Die günstigsten Bedingungen zur Beobachtung des Perseus sind im Dezember.

Sein nördlicher Teil ist in Mitteleuropa zirkumpolar, was bedeutet, dass er das ganze Jahr über sichtbar ist.

Das Sternbild besteht aus zwei Ketten von mäßig hellen Sternen, die sich im Stern Mirfak (a), dem hellsten Stern des ganzen Sternbildes, schneiden. Der veränderliche Stern Algol (b), der ein Auge des abgeschlagenen Kopfes der Medusa darstellt, ist im Helligkeitsmaximum der zweithellste Stern im Sternbild Perseus. In regelmäßigen Abständen von weniger als 3 Tagen sinkt  seine Helligkeit soweit ab, dass dies auch einem Beobachter ohne optische Hilfsmittel auffällt. Dieser Lichtwechsel wird durch einen Begleitstern verursacht, der den helleren Hauptstern verdeckt. Algol ist der Prototyp für eine Klasse von Bedeckungsveränderlichen Sternen.

Jeweils in den Nächten um den 11. bis 13. August ereignet sich das Maximum der sogenannten Perseiden. Diese Sternschnuppen werden auch „Tränen des Laurentius“ genannt. Es handelt sich um einen Meteorschauer, dessen Mutterkörper der Komet 109P / Swift-Tuttle ist. Er kehrt ungefähr alle 133 Jahre in Sonnennähe zurück. Der Radiant dieses berühmtesten Meteorschauers, also der Ort, von dem aus die Meteore scheinbar auftauchen, liegt im Perseus – daher der Name dieser Meteore.

Der Perseus grenzt an die Sternbilder Kassiopeia, Andromeda, Dreieck, Widder, Stier, Fuhrmann und Giraffe.

 

Sternbild Andromeda

Andromeda ist ein typisches Herbststernbild und jeweils von Juni bis Februar am besten zu beobachten. Das Sternbild wird von drei hellen Sternen gebildet, die wie in einer Kette angeordnet sind. Der hellste Stern von ihnen ist Alpheratz (α). Die weiteren in der Kette sind Mirach (β) und Almach (γ).

In der Fortsetzung der Kette nach Westen leuchten die Sterne des Sternbilds Pegasus. Im Sternbild Andromeda befindet sich die bekannte Andromeda-Galaxie, die in Messiers Katalog die Nummer 31 hat und die unserer eigenen Galaxis sehr ähnlich ist. Sie ist die hellste der uns benachbarten großen Galaxien am Himmel und unter günstigen Bedingungen mit dem bloßen Auge zu sehen.

Die Andromeda grenzt an die Sternbilder Eidechse, Pegasus, Fische, Dreieck, Perseus und Kassiopeia.

 

Sternbild Kassiopeia (Cassiopeia)

Die Kassiopeia ist ein sehr auffälliges und unverwechselbares Sternbild in Form des Buchstabens „W“ oder „M“, je nach Blickrichtung. Wenn man vom Polarstern ausgeht, liegt die Kassiopeia gegenüber der Großen Bärin. Auch Kassiopeia ist in Europa ein zirkumpolares Sternbild und kann das ganze Jahr über am Nordhimmel gesehen werden.

Das Sternbild besteht aus fünf hellen Sternen, von denen der orangefarbene Riese Schedar (a) der hellste ist. Im Sternbild befinden sich zahlreiche offenen Sternhaufen und Gasnebel. Zu deren Beobachtung braucht man jedoch mindestens ein mittelgroßes astronomisches Teleskop oder ggf. sogar eine Kamera.

Die Kassiopeia grenzt an die Sternbilder Eidechse, Andromeda, Perseus, Giraffe und Kepheus.

 

Sternbild Kepheus (Cepheus)

Das Sternbild liegt in enger Nachbarschaft des Polarsterns und ist, wie alle Sternbilder in der Nähe des Nordpols, in Europa zirkumpolar.

Es ist eine unauffällige Konstellation, die nur einen helleren Stern, Alderamin (a), enthält. Dieser wird dank der Präzessionsbewegung ca. im Jahr 7500 der neue „Nordstern“, also jener Stern, der dem himmlischen Nordpol dann am nächsten steht.

Durch den Kepheus verläuft die Milchstraße und es gibt auch hier eine große Zahl von offenen Sternhaufen. Der Stern δ ist der Prototyp einer Gruppe von veränderlichen Sternen, die Cepheiden genannt werden. Sie haben die interessante Eigenschaft, dass die Länge ihres Lichtwechsels streng mit ihrer Leuchtkraft korreliert, so dass der Vergleich mit ihrer scheinbaren Helligkeit am Himmel ihre Entfernung ergibt.

Interessant ist der Stern μ Cephei, genannt Herschels Granatstern. Diesen Namen bekam er von William Herschel wegen seiner granatroten Farbe. Dieser rote Riesenstern ist einer der größten und strahlendsten Sterne unserer Milchstraße.

Der Kepheus grenzt an die Sternbilder Drache, Schwan, Eidechse, Kassiopeia, Giraffe und Kleiner Bär.

 

 

Das Sternbild Walfisch (Cetus)

Obwohl der Walfisch eines der größten Sternbilder ist, sind in ihm keine hellen Sterne zu sehen und er ist relativ unauffällig. Es gibt nur zwei auffälligere und hellere Sterne: Menkar (a) und Eta (h).

Der dritthellste Stern ist eigentlich Mira (o), aber da er ein langperiodisch veränderlicher Stern ist, leuchtet er meistens nur sehr schwach und ist dann nur mit Fernrohren zu sehen. Mira war der erste pulsierende veränderliche Stern, der entdeckt wurde. Er wurde 1596 von David Fabricius gefunden und gab einer ganzen Gruppe von Veränderlichen, den Mirasternen, seinen Namen.

Die Konstellation können wir von September bis Dezember beobachten.

Der Walfisch grenzt an die Sternbilder Wassermann, Bildhauer, Chemischer Ofen, Eridanus, Stier, Widder und Fische.

 

Das Sternbild Pegasus

Pegasus ist ein Herbststernbild, das von Juli bis Dezember zu sehen ist. Es stellt ein geflügeltes Pferd dar.

Der Körper des Pferdes wird durch ein charakteristisches Viereck gebildet, welches auch das Herbstviereck genannt wird. Der nordöstliche Stern des Sternvierecks gehört allerdings zum Sternbild Andromeda. 

An den anderen Ecken liegen Markab (α), Scheat (β) und Algenib (γ). Nicht weit von der Nase des Pegasus, markiert durch den Stern Enif (ε), befindet sich der sehr schöne Kugelsternhaufen M 15.

Der Pegasus grenzt an die Sternbilder Schwan, Fuchs, Delfin, Füllen, Wassermann, Fische, Andromeda und Eidechse.

 

Leseprobe aus dem Buch Sternmythen, Astronomie-Verlag, 2020.

Diese Leseprobe ist ohne astronomische Tabellen angeführt, die zu den einzelnen Sternbildern in jedem Kapitel gehören. Die abgebildeten Sternbildkarten stammen aus dem tschechischen E-Book Hvězdná obloha – příběhy souhvězdí na severní obloze, der Autor der Sternkarten ist Petr Scheirich.  

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 







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